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Beresina oder die letzten Tage der Schweiz
  
Filmfacts:
 
Originaltitel: Beresina
Regie: Daniel Schmid
Drehbuch: Martin Suter
Kamera: Renato Berta
Musik: Carl Hänggi
Besetzung:
 
 

 

Irina: Elena Panova
Sturzenegger: Martin Benrath
Alfred Waldvogel: Ulrich Noethen
Charlotte De: Geraldine Chaplin
Benedetta: Martina Confalone usw.
Länge: 108 min. 
Produktion: CH/D/AUT, 1999
 
Story:
Ein Mann in einer Schweizer Militäruniform steht vor einer jungen Dame. Der bejahrte Mann in Uniform hält in seiner Hand eine Pistole, welche auf das wehrlose, weibliche Geschöpf gerichtet ist. Er fragt sie: "Sind sie Fritz Ochsenbein?" Sie entgegnet ihm in Deutsch aber mit einem fremdländischen Akzent: "Ja,  ich bin Fritz Ochsenbein!". Er handelt kurz entschlossen und räumt sein Gegenüber rücksichtslos mit einigen Schüssen aus dem Weg. Daraufhin erweist sich die Szene jedoch als Schauspiel mit Platzpatronen. Der vermeintliche Täter ist der Divisionär Sturzenegger (Martin Benrath), welcher durch sein Tun Erregung empfindet. Das Opfer wird von der russischen Prostituierten Irina (Elena Panova) gespielt. Neben Sturzenegger zählen noch weitere Persönlichkeiten aus der Polit- und Wirtschaftsszene zum Kundenkreis von Irina. Sie betrachtet sich aber nicht als Prostituierte, sondern vielmehr als Gespielin ihrer netten Freunde, welche sie häufig mit helvetischen Geschenken beglücken und ihr die Schweizer Staatsbürgerschaft in Aussicht stellen. Ermöglicht haben diese Beziehungen mit der Prominenz die Modeschöpferin Charlotte De (Geraldine Chaplin) und der Rechtsanwalt Alfred Waldvogel (Ulrich Noethen). Das Pärchen zwingt Irina zu einem folgenschweren Deal: Für ihre Förderer soll die attraktive Russin ihre "Freunde" aushorchen, als Gegenleistung wartet die langersehnte, Schweizer Staatsbürgerschaft auf sie. Herr Waldvogel und Frau De erhoffen sich dadurch die Karrierenleiter noch einige Tritte emporsteigen zu können. Rasch muss Irina jedoch einsehen, dass sie nicht die Möglichkeit besitzt an das gewünschte Wissen heranzukommen. Sie flüchtet sich in Lügen, welche sich als Wahrheit entpuppen. Ungewollt deckt sie einen Finanzskandal auf und löst durch ihr Verhalten einen Staatsstreich aus.
 
Fazit:
Die "Beresina" ist ein 613 km langer Fluss in Weissrussland. Im Jahr 1812 befand sich die Armee Napoleons I. nach ihrem Russlandfeldzug auf der Rückkehr mit dem übermächtigen Feind im Nacken. An der Beresina kam es nochmals zu einem erbitterten Kampf. Der Volksmund berichtet, dass sich die Schweizer Söldner mutig dem Feind aus dem Osten entgegenstellten. Im Schweizer Geschichtsdenken steht dieses Ereignis daher für Tapferkeit der helvetischen Kämpfer, aber auch für Standhaftigkeit in schwierigen Situationen. Viele Eidgenossen und Eidgenossinnen blicken noch heute mit Vorliebe auf Vergangenes wie die Schlacht an der Beresina, den "Rütlischwur" oder "Wilhelm Tell" zurück. Sie reagieren oft sehr zurückhaltend gegenüber neuem Gedankengut und sind zu Neinsagern verkommen. Schmids Film fordert die Schweizer und Schweizerinnen dazu auf aus ihrem eigenen, engen Schneckenhaus herauszukommen und mehr Mut zu beweisen. Gemäss dem Beresina-Lied: "Mutig, mutig, liebe Brüder". 
Dank der Affäre "Bellasi" wird klar, dass aus der Fiktion durchaus Realität werden kann. Zwar war das Waffenarsenal von Herrn Bellasi nicht für eine geheime Verschwörungstruppe bestimmt, sondern diente als Sammlergut. Trotzdem konnte der für den Nachrichtendienst arbeitende Bellasi jahrelang Geld in Millionenhöhe unbemerkt unterschlagen. Ausserdem schaut der Film hinter die Kulissen der Schweizer Politik und vermittelt die Einblicke mit viel erfrischendem Humor. Häufig sind diese spassigen Elemente jedoch ähnlich konstruiert. So werden zum Beispiel mehrmals die ausgefallenen Sexualpraktiken von Irinas "Freunden" dargestellt. Nichtsdestoweniger bietet der Film von Regisseur Schmid viel Abwechslung und ausgezeichnete Unterhaltung. Es gelingt ihm eindrückliche Bilder von Helvetien zu vermitteln. Eine Augenweide ist Elena Panova, die mit ihrer engelhaften Erscheinung den Zuschauer betört. "Beresina oder die letzten Tage der Schweiz" sollte sich jeder Schweizer und jede Schweizerin unbedingt ansehen, und für all jene, die sich für den kleinen Staat im Herzen Europas interessieren, ist der Film äusserst empfehlenswert.
 
Bewertung:
 
(von maximal 5 Steinen der Weisheit)
 
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